Rohre saugen Sägespäne auf und Wasser schneidet zentimeterdickes Metall: Im MAKERSPACE Carinthia haben kleine Entdecker:innen aus dem MINT-Kindergarten Sonnenschein einen ereignisreichen Vormittag erlebt. Voller Neugier sind sie in die Welt des Machens eingetaucht.

Die Welt der Technik greifbar machen

Der Besuch im MAKERSPACE Carinthia war für die Kinder ein echtes Abenteuer. Boris Ban, ehemaliger Mitarbeiter, führte sie zunächst durch die Räumlichkeiten und zeigte ihnen die Maschinen, mit denen Holz und Metall verarbeitetet werden. Sie lernten auch verschiedene Werkzeuge wie Sägen oder Bohrmaschinen kennen, sowie die verschiedenen Möglichkeiten der Verarbeitung von Rohstoffen und das Thema Upcycling.

Vom Plastikmüll zum Kreisel

Ein besonderes Highlight war das Spritzgießen von Plastik. Die Kinder brachten altes, teilweise kaputtes Plastikspielzeug von zu Hause mit, welches zunächst vom Kunststoff-Schredder Firma plasticpreneur zerkleinert wurde. Jedes Kind stellte sich der Reihe nach auf einen Hocker und warf das Plastik hinein. Das Ergebnis waren klitzekleine bunte Plastikschnipsel. Die anfängliche Angst vor dem Lärm war schnell verflogen, als die Kinder sahen, wie mühelos die Maschine das harte Plastik zerkleinert. Die Schnipsel wurden anschließend in einem zweiten Schritt erhitzt, geschmolzen und in eine Gussform eingegossen. Nach wenigen Minuten war die Form abgekühlt und es wurde spannend: Was haben wir da hergestellt? Boris Ban öffnete die beiden Hälften der Gussform und voilà: Ein fixfertiger Kreisel ist entstanden. Die Kinder hatten eine große Freude, den Kreiseln beim Tänzeln zuzuschauen und ein Kind erfreute sich sogar am Geruch von dem geschmolzenen Plastik: „Es riecht ein bisschen wie leckere Maroni!“

Mädchen in rosa Oberteil dreht einen Kreisel auf einem Tisch Junge in türkisfarbenem Pullover dreht einen Kreisel auf einem Tisch

MINT-Förderung von klein auf

„Wir sind ein MINT-zertifizierter Kindergarten und legen großen Wert darauf, dass unsere Kinder schon früh mit Technik und Naturwissenschaften in Berührung kommen“, betont Daniela Wrumnig, Leiterin des Kindergarten Sonnenschein. „Durch Kooperationen mit externen Partnern wie dem MAKERSPACE Carinthia können wir unseren Sprösslingen ganz besondere Lernerfahrungen ermöglichen.“ Für Wrumnig ist auch das vernetzte Lernen enorm wichtig: „Dieses Projekt besteht aus mehreren Einheiten und mal kommen wir in den MAKERSPACE Carinthia, mal kommt der Boris zu uns in den Kindergarten.“

„Auch bei uns Pädagoginnen sinken die Vorbehalte gegenüber der Technik. Wir trauen uns jetzt, einen Plastikschredder zu bedienen!“ (Daniela Wrumnig)

„Die Kinder sammeln an so einem Vormittag viele große Eindrücke, die sie erstmal verarbeiten müssen. Deshalb kommt viel Vor- und Nacharbeit hinzu“, sagt Petra Krammer, eine der betreuenden Pädagoginnen. Bereits im Kindergarten wurden die kleinen Forscher:innen auf ihr Abenteuer im MAKERSPACE Carinthia eingestimmt. Sie lernten, wie wichtig es ist, mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen und sammelten eifrig altes Spielzeug, das sie in neue Kunstwerke verwandeln wollten. Nach dem Besuch wurde das Gelernte verarbeitet, indem Wachs gegossen wurde, ein ähnlicher Prozess wie das Schmelzgießen. Dieses Weiterdenken und Vergleichen von Vorgängen findet Boris Ban am spannendsten bei der Arbeit mit jungen Entdecker:innen. Der MINT-Betreuer bringt ihnen viel bei, bekommt aber auch was zurück: „Von den Kindern lernen ich das Hinterfragen der Vorgänge. Sie nehmen etwas nicht einfach so hin, sondern denken sich neue Perspektiven aus!“ Ein Kind kommentierte das Plastikschmelzen folgendermaßen: „Es ist wie Schokoladegießen beim Schokohasen!“

Kindergartenkinder stehen um eine Maschine herum und hören einem Mann zu

Neugier wecken und Ängste nehmen

Stadtrat für Elementarpädagogik, Mag. Franz Petritz, zeigte sich begeistert: „Man sieht, wenn man die Neugier der Kinder weckt, was möglich ist. Bei unserem Rundgang haben wir gesehen, dass die Angst genommen wird, sich mit Materialien zu beschäftigen und dass man auch was schaffen kann!“ Das Projekt unterstreicht die Bedeutung, schon früh nachhaltiges Denken zu fördern und die Begeisterung für Technik zu wecken.

„Man kann nicht früh genug damit anfangen, das Gespür für Nachhaltigkeit zu entwickeln. Ein großes Danke an das Team vom MAKERSPACE Carinthia, dass wir den Kindern diese Möglichkeit bieten können!“ (Stadtrat Mag. Franz Petritz)

Ziel der Führung durch die Werkstätten ist aber nicht nur das Nehmen der Ängste der Kinder. Gleichzeitig sollen sie Respekt und den richtigen Umgang mit den teils scharfen und gefährlichen Maschinen lernen. Und das funktioniert am besten anhand von zugänglichem Lernen mit allen Sinnen – Holz riechen, Plastik angreifen, Geräte hören und Produkte wahrnehmen.

Chancengleichheit für alle

Der Besuch im MAKERSPACE Carinthia hat gezeigt, dass technische Bildung für alle Kinder zugänglich sein sollte, unabhängig vom sozialen Hintergrund. Ein besonderes Highlight war zu sehen, wie ein Mädchen, das anfangs etwas zurückhaltend war, am Ende des Vormittages voller Stolz von ihrem selbstgebauten Kreisel erzählte. Solche Momente zeigen, wie wichtig es ist, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. „In jedem Kind steckt so viel Potenzial. So ein Projekt wie heute macht etwas mit ihrem Selbstvertrauen. Wir sagen nicht, ihr seid zu klein und könnt das nicht. Wir nehmen die Kinder ernst“, so die Pädagogin Hannah Kolmann.